Richtige Aussprache?

udtale.de Phonetik

 Hintergrund

Jede Darstellung der Aussprache einer Sprache muss viele theoretische und praktische Probleme lösen: Wie beschreibt man die Laute, um die es geht? Wie die Strukturen, die das Zusammenspiel der Laute in Wörtern bestimmen? Welches Transkriptionssystem ist am besten geeignet? Vor allem aber: Welche Aussprache ist denn überhaupt die richtige?

Im Dänischen wie in allen anderen Sprachen auch gibt es nicht die eine richtige Aussprache, es existiert keine Aussprachenorm, nach der sich alle Sprecher richten (müssen). Wie in jeder Sprache gibt es Variation:

  • In verschiedenen Regionen klingt Dänisch verschieden. Zum Beispiel gibt es Gegenden, wo traditionell kein weiches d existiert, wie etwa auf Fünen. Ebenso fehlt in manchen Teilen des dänischen Sprachgebiets der Stød – beides eigentlich sehr auffällige Charakteristika der dänischen Aussprache.
  • Nicht in allen Situationen wird gleich gesprochen. Zum Beispiel werden in informeller Umgangssprache viele Schwa-Laute weggelassen, die in formelleren Situationen gesprochen werden. Ein Extremfall ist vielleicht die Aussprache des weichen d als Frikativ, die man noch in der Gesangsaussprache findet, aber nicht mehr in normaler Kommunikation.
  • Ältere und Jüngere sprechen häufig nicht gleich. Das Dänische hat sich im 20. und 21. Jahrhundert in der Aussprache relativ schnell verändert. Dadurch existieren häufig ältere und neuere Formen nebeneinander, bis die älteren ganz verschwinden. Zum Beispiel unterscheiden Ältere häufig noch langes e [e̝ː] von einem Diphthong [e̝ːi̯], Jüngere eher nicht mehr.

Der letzte Punkt ist besonders wichtig für den Fremdspracherwerb: Wörterbücher und, in geringerem Maße, auch Lehrwerke und andere Unterrichtsmaterialien neigen zum Veralten: Oft wird für Wörter eine Aussprache angegeben, die zum Zeitpunkt der Erstausgabe aktuell war oder als korrekt galt, oder es werden möglichst schriftnahe oder besonders deutliche Varianten gewählt.

Das ist zwar nachvollziehbar, kann aber Lerner (und Lehrer) auch leicht irreführen: Gerade jugendliche Lerner sollten nicht eine Vorstellung von „richtiger dänischer Aussprache“ erwerben, die heute höchstens noch zur formellen Sprache der älteren Generation passt.

Die Darstellung auf udtale.de orientiert sich deshalb – im Rahmen dessen, was als moderne Standardaussprache gelten kann – an der Umgangssprache der jungen bis mittleren Generation. Wo es starke regionale Unterschiede gibt, folgt udtale.de eher inseldänischen Konventionen als beispielsweise jütischen.