Stød

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Der dänische Stød (auf Deutsch auch Stoßton) ist eine Besonderheit des Dänischen, die etwas mit dem Verhalten der Stimmlippen im Kehlkopf zu tun hat.

Grundsätzlich sind die Stimmlippen an der Artikulation dadurch beteiligt, dass sie

  • die sogenannte Stimmritze verschließen und dadurch das Ausströmen der Luft aus der Lunge durch Mund- und Nasenraum völlig verhindern (das geschieht z. B. beim sogenannten glottalen Plosiv, also dem Laut, der vor Vokalen am Wortanfang und zwischen bestimmten Vokalen gebildet wird, wie in oase ).
  • die Stimmritze öffnen und dadurch die Luft ungehindert in Mund- und Nasenraum passieren lassen (das geschieht bei allen stimmlosen Lauten).
  • vibrieren und dadurch gleichzeitig Luft passieren lassen und Stimmklang erzeugen, also einen Ton, dessen Tonhöhe von der Häufigkeit der regelmäßigen Vibrationen abhängt (das geschieht bei allen stimmhaften Lauten, wie in vinde gegenüber finde ).

Beim Stød werden die Stimmlippen während der Bildung eines Lautes in eine Stellung gebracht, die eine Unregelmäßigkeit der Vibration bewirkt. Unregelmäßige Vibrationen stören beim Hören die Wahrnehmung der Tonhöhe – die Unregelmäßigkeit ist als ein Knarren der Stimme hörbar. Ein sehr lang gesprochenes a mit normaler Stimmhaftigkeit klingt so: , ein mit Knarrstimme gesprochenes a klingt so: .

Normalerweise erstreckt sich diese unregelmäßige Vibration beim Stød nicht über die gesamte Dauer eines Lautes, sondern nimmt erst zu und dann wieder ab. Bei einem sehr lang gesprochenen a hört sich das so an: , in normalem Sprechtempo dagegen so: .

Bei sehr deutlich gesprochenem Stød liegt etwa in der Mitte dieses Verlaufs ein Stimmritzenverschluss. Das klingt bei einem sehr lang gesprochenen a so: , in normalem Sprechtempo dagegen so: .

Im Dänischen ist das Vorhandensein oder Fehlen von Stød ein Merkmal einzelner Wörter und Wortformen: Ein Wort oder eine Form hat Stød oder nicht. Zum Beispiel gibt es das Wort mand mit Stød, aber auch das ansonsten genau gleich gesprochene Wort man ohne Stød. Deshalb wird Stød auch in Wörterbüchern bei der Aussprache mit angegeben, und zwar in der Regel mit dem Zusatzzeichen ˀ nach dem betreffenden Laut (wie in mand [mæ]). Diese Position des Zeichens darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Stød selbst während des jeweiligen Lautes gesprochen wird.

Nicht jeder Laut kann im Dänischen Stød haben: Kurze Vokale haben nie Stød, und von den Konsonanten können nur wenige mit Stød auftreten, und das auch nur unmittelbar nach kurzen Vokalen. Auf udtale.de geben wir es für jeden Laut einzeln an, wenn er auch mit Stød vorkommt (z. B. hier und hier).

Wenn man diese Wörter so aussprechen will wie in der dänischen Standardaussprache üblich, muss man für jedes Wort wissen, ob es mit oder ohne Stød gesprochen wird. Hinzu kommt Wissen darüber, wie sich Stød unter verschiedenen grammatischen Bedingungen verhält. Zum Beispiel hat das Wort hus in der Grundform Stød, auch in der bestimmten Form huset , aber nicht in den Pluralformen huse und husene .

Allerdings ist es für die Kommunikationsfähigkeit und die Akzeptanz nicht entscheidend, ob man Stød verwendet oder nicht. Die meisten Sprecher mit Dänisch als Erstsprache tun dies zwar, aber im Süden des dänischen Sprachgebiets fehlt Stød überwiegend. Es ist also nicht unbedingt notwendig, dieses artikulatorisch wie kognitiv schwierige Merkmal zu erwerben.